Attila Nagy

Wie ein Mediziner denken

Berater Nagy © Boris Breuer

Die Arbeit von Beratern wird immer anspruchsvoller, sagt Attila Nagy. Einfache Lösungen reichen nicht mehr.

Alter: 51
Arbeitgeber: Rosenbaum Nagy Unternehmensberatung
Funktion: Geschäftsführer
Ausbildung: Volkswirtschaftslehre (Diplom), Medizin (Staatsexamen) Im Alter von 13 Jahren zog Attila Nagy mit seiner Mutter, einer Forscherin auf dem Gebiet der Neuroanatomie, von Ungarn nach Deutschland. Sie wurde zu einem Forschungsaufenthalt nach Aachen eingeladen. Die kleine Familie kehrte nicht nach Ungarn zurück. Inspiriert von der Arbeit seiner Mutter, begann Nagy Ende der Achtzigerjahre ein Medizinstudium. „Ich habe allerdings früh erkannt, dass die klassischen Aufgaben eines Mediziners nicht so meins sind“, sagt der 51-Jährige heute. Es habe ihm keinen Spaß gemacht, Leute zu piksen und aufzuschneiden. Deshalb fing er parallel an, Volkswirtschaftslehre zu studieren. Obwohl er sicher war, beide Studiengänge nicht gleichzeitig bewältigen zu können, schloss Nagy sie erfolgreich ab.

Noch vor dem Ende des VWL-Studiums fing er an, beim Beratungsunternehmen Kienbaum zu arbeiten. Kurz vor seinem 28. Geburtstag wurde Nagy jedoch zum Zivildienst eingezogen. Er hatte eigentlich gehofft, um diese Pflicht wegen seines Studiums herumzukommen. „Aber es war eine beruflich spannende und wichtige Station, weil ich meinen Zivi als interner Unternehmensberater beim DRK Landesverband Nordrhein gemacht habe“, erzählt Nagy. Er habe während dieser Zeit viel über die Branche gelernt und Kontakte geschlossen.

Mit Michael Rosenbaum, einem Kollegen aus der Beratungsfirma Kienbaum, gründete Nagy 1997 die Rosenbaum Nagy Unternehmensberatung mit den Schwerpunkten Sozial- und Gesundheitswirtschaft. „In diesen Bereichen war Beratung damals eine ungewohnte Sache“, sagt der Mediziner. Niemand habe so wirklich gewusst, was man mit Beratern anfangen solle. Doch mittlerweile habe sich herumgesprochen, dass es sinnvoll sein kann, Berater einzuschalten, die von außen auf Probleme schauen. Die Aufgaben von Beratern seien Nagy zufolge jedoch um einiges anspruchsvoller geworden. Früher habe man Menschen mit Excel begeistern können. Es habe kaum Computernetzwerke in den Unternehmen gegeben. „Sekretärinnen haben vielleicht mit Computern gearbeitet, Führungskräfte nicht unbedingt“, erzählt Nagy. Da hätten einfache Lösungen gereicht.

Der Unternehmensberater glaubt, sein abgeschlossenes Medizinstudium bringe ihm bei seinem Job viele Vorteile. „Wenn man im Gesundheitswesen berät, ist es gut, wenn man wie ein Mediziner denkt“, erklärt er. Er sei hartnäckiger, als der durchschnittliche Betriebswirtschaftler, wenn er auf Probleme stoße. „Ein Mediziner gibt sich nicht mit der erstbesten Diagnose zufrieden“, sagt Nagy.