Personalführung: Partizipation

Mitarbeitende einbeziehen

Berater Beckers, Geschäftsführer Kratz © Rosenbaum Nagy, Susanne Fern

Die Alten- und Pflegeheime St. Josef haben ihre Mitarbeitenden gefragt, warum sie gerne dort arbeiten. Das Ergebnis hilft dem Träger, neue Beschäftigte zu gewinnen, berichten Geschäftsführer Volker Kratz und Berater Beckers.

Mit dem Beginn der Coronakrise wurden auch für uns die Auswirkungen des Personalmangels zum ersten Mal richtig spürbar. Die Alten- und Pflegeheime St. Josef im nordrhein-westfälischen Selfkant beschäftigen rund 300 Mitarbeitende. Um unser Personalmanagement und die Arbeitgeberattraktivität auf den Prüfstand zu stellen, haben wir die Rosenbaum Nagy Unternehmensberatung aus Köln beauftragt, mit uns eine Zukunftsstrategie für diese Bereiche zu entwickeln.

Zum Analyseprozess gehörten unter anderem Interviews und Workshops mit Führungskräften und ausgewählten Mitarbeitenden aller Arbeitsbereiche. Eines der wichtigsten Ergebnisse dieser Analyse war, dass die Art der Personalführung und der Umgang miteinander zu den herausragenden Gründen gehören, warum Menschen gerne bei uns arbeiten. Dies war keine große Überraschung für uns. Doch was genau dieses von vielen Kolleginnen und Kollegen in den Interviews ausgedrückte Gefühl eigentlich ausmacht, fanden wir erst im weiteren Verlauf des Projekts heraus.

Werte herausarbeiten

Um uns der Antwort zu nähern, haben wir zunächst gemeinsam mit Rosenbaum Nagy und unserem Team die fünf zentralen Attribute herausgearbeitet, die unsere Führungskultur und Zusammenarbeit am besten beschreiben. Heraus kamen die Werte Leidenschaft, Verlässlichkeit, Fürsorge, Zusammenhalt und Bodenständigkeit. Anschließend haben wir in mehreren Workshops darüber gesprochen, wie diese Werte von unseren Führungskräften und Mitarbeitenden im Alltag geprägt werden. Nachfolgend ein kurzer Einblick in unser Denken und Handeln.

Auf Augenhöhe kommunizieren

Unsere Mitarbeitenden sehen wir als das wichtigste Gut und als zentralen Erfolgsfaktor unseres Unternehmens. Und so behandeln wir sie auch. Wir arbeiten auf Augenhöhe zusammen und begegnen jedem Menschen mit dem gleichen Respekt, unabhängig von Position, Geschlecht, Herkunft, Alter, sexueller Orientierung und Glauben. Wir sprechen deshalb als Leitungsteam auch nie von unseren Mitarbeitenden, sondern immer von unseren Kolleginnen und Kollegen.

Kritik annehmen

Ein guter Umgang mit Lob und Kritik ist uns in der alltäglichen Zusammenarbeit wichtig. Wir drücken Wertschätzung für die Erfolge der Kolleginnen und Kollegen aus und feiern diese zusammen. Wir äußern aber auch Kritik, wenn diese angebracht ist. Führungskräfte achten darauf, kritische Punkte immer möglichst sachlich zu besprechen und die Gespräche in einem vertraulichen Rahmen zu führen. Zu einem guten Miteinander gehört dabei, dass nicht nur unsere Führungskräfte Lob und Kritik äußern dürfen, sondern dass sie sich auch selbst der Kritik stellen.

Ansprechbar sein

Unsere Mitarbeitenden schätzen, dass unsere Leitungskräfte immer ansprechbar sind und sich für sie und ihre Belange Zeit nehmen. Auch nach Feierabend und ausdrücklich nicht nur bei betrieblichen Problemen. Unser Leitungsteam wiederum hat die Erfahrung gemacht, dass zufriedene Mitarbeitende dies mit überdurchschnittlich hohem Einsatz für unsere Organisation, langjähriger Betriebstreue und schlichtweg guter Arbeit honorieren.

Gegenseitig unterstützen

Gerade in schwierigen Zeiten wie zum Beispiel der Coronakrise waren und sind wir stets füreinander da. Herausforderungen stellen wir uns als Team. In der Praxis bedeutet dies, dass es für uns selbstverständlich ist, dass auch das Leitungsteam im Alltag mit anpackt, wenn Not am Mann ist. Die Wurzeln unseres Unternehmens liegen beim Orden der Caritasschwestern vom heiligen Josef. Ihr Verständnis von Fürsorge und Menschlichkeit hat unsere Organisation geprägt. Sie ist für uns zugleich Auftrag und Grundhaltung. Wir geben nicht nur den uns anvertrauten Menschen, sondern auch unserem Team Sicherheit, indem wir ihm unsere Aufmerksamkeit, Zeit und Achtsamkeit schenken.

Werte thematisieren

Um die Beschreibung des von den Beschäftigten ausgedrückten Gefühls für alle anschaulicher und greifbarer zu machen, haben wir jeden der fünf Werte anschließend in zwei bis drei prägnanten Sätzen beschrieben. Darauf aufbauend haben wir Prinzipien entwickelt und in das Qualitätsmanagement aufgenommen. Diese thematisieren wir nun regelmäßig in Teamsitzungen und Leitungsbesprechungen. Sie sollen unseren Führungskräften in ihrer täglichen Arbeit Orientierung geben.

Erkenntnisse für Employer Branding nutzen

Die im Projektverlauf gewonnenen Erkenntnisse und Ergebnisse nutzen wir heute unter anderem in Bewerbungsgesprächen, um für potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten den Mehrwert der Arbeit bei uns greifbar zu machen. Wir nutzen sie aber auch bei der Einarbeitung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, damit auch diese unsere Philosophie möglichst schnell annehmen und verinnerlichen. Zudem haben wir mit den herausgearbeiteten Attributen und Prinzipien eine attraktive Arbeitgebermarke entwickelt, die wir in Zukunft zur Gewinnung und Bindung neuer Kolleginnen und Kollegen einsetzen. Alles in allem ist es uns gemeinsam mit Rosenbaum Nagy gelungen, unsere Identität greifbar zu machen und beste Voraussetzungen dafür zu schaffen, unsere Personalausstattung sowie unser positives Arbeitsklima auch für die nächsten Jahre zu sichern.       

Die Autoren:

Volker Kratz ist Geschäftsführer der Alten- und Pflegeheime St. Josef gGmbH.
v.kratz(at)josef-premium.de

Daniel Beckers ist Geschäftsbereichsleiter Human Relations der Rosenbaum Nagy Unternehmensberatung.
beckers(at)rosenbaum-nagy.de

 

 

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