Landkreis soll Krankenhaus durch Übernahme retten
Der DRK Kreisverband Biedenkopf will sein Krankenhaus an die Kommune abgeben. Landrat Jens Womelsdorf tritt auf die Bremse.
Der DRK Kreisverband Biedenkopf verlangt vom Landkreis Marburg-Biedenkopf die Übernahme seines insolventen Krankenhauses. Bis Anfang September sei eine Entscheidung unbedingt erforderlich, so das ehrenamtliche Präsidium in einem öffentlichen Brief an die Kommune. Andernfalls drohe die Schließung der Klinik im neuen Jahr.
Versorgungssicherheit in Gefahr
Als Argument führt der Kreisverband die Versorgungssicherheit in der Region ins Feld. Im vergangenen Jahr habe das Krankenhaus 2.100 über den Rettungsdienst eingewiesene Patientinnen und Patienten aufgenommen und versorgt. Dazu kämen gut 1000 Patientinnen und Patienten, die entweder selbst oder über den Hausarzt den Weg in die Klinik gefunden hätten. Bei einer Schließung des Krankenhauses seien 44.000 Menschen von einer Krankenhauserstversorgung binnen 30 Minuten abgeschnitten.
Kreis stellt weitere Unterstützung in Aussicht
Landrat Jens Womelsdorf reagierte in einer auf der Internetseite des Kreises veröffentlichten Videobotschaft skeptisch auf die Forderung des Kreisverbandes. Der offene Brief stelle unzureichend dar, dass der Landkreis mitnichten der einzige Verfahrensbeteiligte sei. Darüber hinaus habe er mit mehr als 50 Akteuren auf Landes- und Bundesebene gesprochen, um eine Lösung zu erreichen, sagte Womelsdorf. Zudem stellte er dem DRK weitere finanzielle Hilfen für das kommende Jahr in Aussicht.
Vorfinanzierung von Tarifsteigerungen
Der Kreisverband hatte im September des vergangenen Jahres Insolvenz beim Amtsgericht Marburg beantragt. Insbesondere beim Betrieb seines Krankenhauses habe er seit Jahren mit einer angespannten Ertragslage zu kämpfen, teilte der Träger mit. Gleichzeitig finanziere der Verband im dritten Jahr hintereinander die Tarifsteigerungen im öffentlichen Dienst vor.
Der DRK Kreisverband Biedenkopf beschäftigt gut 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Neben dem Krankenhaus betreibt er zwei stationäre Pflegeeinrichtungen, einen ambulanten Dienst sowie Alltagshilfen.
schulz(at)wohfahrtintern.de