Ingo Habenicht

In Krisen beraten

Vorstandsvorsitzender Habenicht © Evangelisches Johanneswerk

Mit Supervision und Beratung verdiente Ingo Habenicht lange Zeit sein Geld. Sieben Jahre war er Pastor. Seit 2011 ist er Vorstandsvorsitzender des Evangelischen Johanneswerks.

Alter: 59
Arbeitgeber: Evangelisches Johanneswerk
Funktion: Vorstandsvorsitzender
Ausbildung: Evangelische Theologie (Promotion)

Während seiner Schulzeit war für Ingo Habenicht lange klar, dass er nach dem Abitur Mathematik und Chemie studieren würde. „Das war meine große Leidenschaft“, sagt er. Doch irgendwann änderte er seine Meinung und Theologie erschien ihm interessanter. „Ich wollte nicht unbedingt Pfarrer werden oder in der Kirche arbeiten“, erzählt Habenicht. Doch ihm seien Glaubensfragen wichtig gewesen und er habe sich intensiver mit ihnen auseinandersetzen wollen.

Seine Dissertation zum Thema Telefonseelsorge schrieb Habenicht bei Dietrich Stollberg, dem Pionier der Seelsorgebewegung. Habenicht absolvierte parallel zu seiner Dissertation Zusatzausbildungen, unter anderem als psychologischer Berater und Supervisor. „Ich habe zum Beispiel Menschen in Krisen beraten und Therapeuten supervidiert und hatte lange Zeit diese beiden Standbeine, das theologische und das beraterische“, sagt der 59-Jährige. Anfang der Neunzigerjahre beschloss Habenicht, ein Vikariat zu absolvieren. Von 1995 bis 2002 war er anschließend Pastor einer Kirchengemeinde in Schleswig Holstein, die die zwei größten Kitas des Bundeslands betrieb. „Hier habe ich Leitung in all ihren Facetten kennengelernt, das war mein Einstieg in die Führung“, sagt Habenicht.

2002 weckte eine Stellenanzeige der Diakonie Hamburg das Interesse des Theologen. Das Hilfswerk des Trägers suchte einen neuen Vorstand. „Ich hatte in der Diakonie Hamburg in der Vergangenheit schon Beratung und Supervision gemacht, zum Beispiel in der Telefonseelsorge“, erklärt er. Er habe die Arbeit dort also schon gut gekannt und er ergriff die Chance, seine Führungserfahrung aus der Kirchengemeinde und als Supervisor bei der Diakonie Hamburg einzubringen. 2009 ergab sich schließlich der Wechsel zu seinem jetzigen Arbeitgeber. Ein Headhunter rief bei der Diakonie Hamburg an, Habenicht wurde stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Evangelischen Johanneswerks. Seit 2011 ist er Vorstandsvorsitzender des Unternehmens mit mehr als 70 Einrichtungen und 6700 Mitarbeitenden. Zurzeit steht vor allem ein Thema ganz oben auf Habenichts Agenda: „Der Fachkräftemangel bewegt mich am heftigsten.“