Eine eigene App entwickeln

Vorständin Hold © Diakonie Düsseldorf
Die Diakonie Düsseldorf hat in eine Innovation investiert. Eine App erleichtert den Austausch zwischen den Fachkräften in heilpädagogischen Tagesgruppen mit hilfebedürftigen Kindern und ihren Eltern.
In unseren Heilpädagogischen Tagesgruppen fördern Sozial- und Heilpädagoginnen bis zum späten Nachmittag Kinder, diemit Schwierigkeiten in der Schule oder im Kontakt mit anderen Kindern haben. Zum Tagesablauf gehören ein gemeinsames Mittagessen, ein Hausaufgabentraining und Einzelstunden oder Kleingruppenarbeit. Für einen dauerhaften und nachhaltigen Erfolg ist es enorm wichtig, die Eltern in die Förderung mit einzubeziehen. Aber es war immer sehr aufwendig, sie auf dem Laufenden zu halten. Kontakt gibt es oft nur, wenn sie ihre Kinder bringen und abholen. Außerdem haben viele Eltern nicht die Ressourcen, sich in diesen Situationen auf ein inhaltliches Gespräch zu konzentrieren. Dazu kommt, dass sie vereinbarte Termine oft vergessen.
Uns war klar, dass es eine digitale Lösung braucht. Auch, dass es eine App werden sollte, ergab sich schnell. Das Smartphone ist das Gerät, das es in allen Familien gibt und zum Alltag dazugehört. Nun ist das Angebot an Apps für den Einsatz in der sozialen Arbeit noch sehr überschaubar und nach einer intensiven Recherche mussten wir feststellen, dass es ein passendes Angebot schlicht nicht gab. Aber zur sozialen Arbeit gehört in der Regel nicht das Know-how zur Entwicklung von Apps.
Innovatiosscout hilft
Für die Diakonie Düsseldorf war es ein Glücksfall, dass wir uns kurz zuvor einen Innovationsscout ins Haus haben, der den Kontakt zu einer Software-Firma aus Dortmund herstellte. Das ist ein Experte im Bereich Innovation, der für uns nach interessanten Social Start-ups auf Markt Ausschau hält oder interne Ideen aufnimmt und mit Projektpartnern zur Umsetzung verhilft. Die Firma hatte eine App für die offene Jugendarbeit auf den Markt gebracht. Sie war zwar noch recht weit von dem entfernt, was wir für die heilpädagogischen Tagesgruppen brauchten. Aber als Grundlage für die Weiterentwicklung konnte sie dienen. Für uns war die Kooperation sehr zielführend, trafen wir doch auf junge Programmierer, die verstehen wollten, was unser Ziel war und wie die soziale Arbeit funktioniert.
In einer monatelangen Entwicklungsarbeit mit einer ganzen Reihe von Workshops, in die wir Eltern und betreute Kinder mit einbezogen haben, entstand die Tagesgruppen-Eltern-App ‚Tagea‛. In der App sprechen Eltern Termine ab und chatten direkt über einen gesicherten Kanal mit den Betreuerinnen und Betreuern. Die Eltern können selbst entscheiden, wann sie auf Nachrichten antworten, unsere Mitarbeitenden müssen nicht mehr hinterhertelefonieren. Ziele und Abmachungen können gleich schriftlich festgehalten werden. Außerdem informieren die Mitarbeitenden mit so genannten ,Supermomenten‘ die Eltern über besonders gelungene Aktionen ihres Kindes in der Tagesgruppe. Dies macht die pädagogische Arbeit nachhaltig wirksam. Eine Herausforderung bleibt, dass auch wirklich alle Eltern die App installieren und dass alle Beteiligten die App in den Alltag der pädagogischen Arbeit integrieren.
An Weiterverkauf beteiligt
Aber sie ist wirklich nützlich. Das hat sich herumgesprochen. Nach dem erfolgreichen Start in Düsseldorf haben auch erste externer Träger ‚Tagea‛ an den Start gebracht. Das ist für uns interessant, weil wir rund 30.000 Euro in die Entwicklung der App investiert haben. Noch einmal 30.000 Euro kamen von der Softwarefirma, die sich nach ihrem Produkt ‚Tagea‛ benannt hat. Nicht eingerechnet sind die Personalkosten, die wir eingebracht haben. Eine gewisse Refinanzierung ist für uns über den Verkauf der App, an der wir mit einem Provisionsmodell teilhaben, an andere Jugendhilfeträger möglich. Es ist schwer abzusehen, ob es über dieses Finanzierungsmodell machbar sein wird, die Investitionskosten langfristig gegenzufinanzieren. Aber die Investition hat sich dennoch schon jetzt gelohnt.
Die Arbeit in den heilpädagogischen Tagesgruppen ist durch die App deutlich effizienter und erfolgreicher geworden. Die App hilft, uns als hochqualitative Anbieterin auf dem Markt der Jugendhilfe zu positionieren. Ganz abgesehen davon, dass natürlich auch die Jugendlichen und ihre Eltern erheblich profitieren. Und wir haben mit der Softwarefirma eine Partnerin gefunden, die uns nun auch bei der Entwicklung anderer Apps für weitere Arbeitsgebiete unterstützt. Die Vorarbeit für ‚Tagea‛ hat in dieser Hinsicht viele Hürden aus dem Weg geräumt.
Kirsten Hols ist Vorständin der Diakonie Düsseldorf.
kirsten.hols@diakonie-duesseldorf.de