Den goldenen Löffel abgeben

Pflege wird für Einzelne immer teurer. Doch die Einführung einer Pflegevollversicherung ist umstritten. Die Branche diskutiert, ob sie zu einer Zwei-Klassen-Pflege führt.
Wenn die Qualität sinkt, kaufen sich Wohlhabende eine bessere Pflege hinzu. Eine Pflegevollversicherung brächte dafür zusätzlichen Spielraum, kritisiert Ex-Caritas-Generalsekretär Georg Cremer.
Steigende Kosten belasten die Pflege. Eine Pflegevollversicherung könnte die hohen Eigenanteile senken, meint Heinz Rothgang, Sozialwirtschaftsprofessor an der Universität Bremen.
Die Pflegeversicherung sollte Lebensrisiken voll absichern. Für eine neue Hüfte leisteten Patienten auch keine Zuzahlung, meint Bernhard Schneider, Hauptgeschäftsführer der Evangelischen Heimstiftung.
Eine Pflegevollversicherung soll solidarisch sein, fordert Thorsten Mittag, Referent für Pflege beim paritätischen Gesamtverband. Dafür müsse der Gesetzgeber die Einnahmebasis vergrößern.
Einzelzimmer in Pflegeheimen als Regelleistung der Pflegeversicherung sind problematisch, meint Susanne Leciejewski, Geschäftsführerin der SozialGestaltung GmbH. Besser wären mehr Wahl- und Zusatzleistungen der Heimanbieter.
Die Pflege kämpft mit Personalengpässen. Eine Vollversicherung würde das Problem verschärfen, meint Nadine-Michèle Szepan, Leiterin der Abteilung Pflege des AOK-Bundesverbandes.
Für eine Pflegevollsicherung fehlt der finanzielle Spielraum, meint PKV-Verbandsdirektor Florian Reuther. Der Sozialstaat bleibe nur tragfähig mit mehr Eigenverantwortung.
Träger können durch Quartiersmanagement soziale Nachhaltigkeit fördern. Die EU-Nachhaltigkeitsrichtlinie schafft dafür gute Voraussetzungen, kommentieren die Experten Torsten Anstädt und Ulf Walliczek
In Zeiten immer knapperer Ressourcen muss die Sozialwirtschaft grundsätzlich umdenken, fordert Uwe Ufer, kaufmännischer Vorstand der Diakonie Michaelshoven. Die Akteure sollten sich auf ihr soziales Unternehmertum rückbesinnen.
Smarte Assistenten werden in der Pflege künftig unverzichtbar sein, meint David Matusiewicz, Professor für Medizinmanagement an der FOM Hochschule. Die neuen Technologien sollen die Effizienz steigern.
Die Einhaltung fachlicher und personeller Anforderungen stellt Träger in Zeiten des Fachkräftemangels vor Probleme. Die Branche diskutiert, ob sie in Zukunft ihre Standards senken muss.