Valerie Holsboer

"Vor Ort bekomme ich mehr mit"

Vorstand Holsboer © Matthias Merz

Valerie Holsboer ist für die 100.000 Mitarbeitenden der Bundesagentur für Arbeit verantwortlich. Als erste Frau im Vorstand der Behörde will sie unter anderem Frauen in Führung fördern.

Alter: 41
Arbeitgeber: Bundesagentur für Arbeit
Funktion: Vorstand Ressourcen
Ausbildung: Rechtswissenschaften (Staatsexamen)

Valerie Holsboer trägt als Finanz- und Personalvorstand die Verantwortung für ein Budget von 100 Milliarden Euro aus dem Topf der Beitrags- und Steuermittel sowie für die über 100.000 Mitarbeitenden der Bundesagentur für Arbeit in ganz Deutschland. Die erste berufliche Station der 41-jährigen Juristin war die Rechtsabteilung des Arbeitgeberverbands der Versicherungsunternehmen. Auf der Arbeitgeberseite ist sie auch während ihrer zehn Jahre als Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Systemgastronomie geblieben. Den Verband hat sie mit aufgebaut, Tarifverträge in der Branche etabliert und sie sozialpolitisch begleitet.

Ihre Erfahrung in zwei großen Branchen brachte ihr 2010 einen Sitz im Verwaltungsrat der Bundesagentur für Arbeit. „Diese ehrenamtliche Position war für mich schlüssig, weil ich auch hier sozialpolitisch gestalten konnte“, sagt Holsboer. Seit April 2017 arbeitet sie als einer von drei Vorständen hauptamtlich bei der Bundesagentur. Beworben hat sie sich nicht für die Stelle. Sie wurde angefragt. „Ich habe ehrlich gesagt in meinem ganzen Leben nie gesucht“, erzählt sie. Die Dinge hätten sich immer so ergeben.

Holsboer unterscheidet bei ihrer Arbeit als Vorstand zwischen zwei Sorten von Tagen. „Es gibt klassische Bürotage, die sehr sitzungs- und besprechungsintensiv sind“, erklärt sie. Das Lesen der vielen Unterlagen müsse sie dann meistens auf die Abendstunden oder ins Wochenende verschieben. An anderen Tagen ist sie viel unterwegs, im ganzen Land. „Ich bin besonders gern draußen bei den Kolleginnen und Kollegen in den Agenturen für Arbeit und Jobcentern vor Ort, hier bekomme ich am meisten mit“, unterstreicht die Vorständin. Zu politischen Terminen reist sie vor allem nach Berlin, zu Ausschüssen des Bundestags und zu Behörden. „Ich möchte Einfluss nehmen auf die Ausgestaltung von Gesetzen“, sagt sie. Als Bittstellerin müsse die Bundesagentur dabei nie auftreten, denn sie sei eine gefragte Expertin. Aktuell beschäftigen Holsboer Gesetzesvorhaben zum sozialen Arbeitsmarkt und das Einwanderungsgesetz.

Als erste Frau in der Position des Vorstands legt die Juristin viel Wert darauf, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Frauen in Führung zu fördern. Bei diesen Themen habe sie für Frauen eine höhere Glaubwürdigkeit und als Mutter eine andere Sensibilität. Holsboer möchte keine Geschlechterklischees bedienen. Doch Unterschiede im Führungsstil gebe es zwischen Frauen und Männern schon: „Zuhören und nicht nur senden, das liegt Frauen vielleicht mehr.“