Marlen Melzer von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) gehörte zu drei Forscherinnen und Forschern, die auf der Konferenz ,Zukunft der Pflege‘ in Berlin Studien vorstellten, die sich mit der Einstellung von Pflegenden gegenüber Pflegeinnovationstechnologien beschäftigt haben. 87 Prozent der von der BAuA befragten 495 Pflegekräfte aus der Kranken- und Altenpflege stehen dem Einsatz moderner Technik in der Pflege aufgeschlossen gegenüber. „Das passt nicht zu dem Vorurteil, dass Pflegende nicht sonderlich technikaffin sind“, sagte Melzer.
Nur ein Viertel der Befragten glaubt, dass ein erhöhter Technikeinsatz das Potenzial habe, dem Personalmangel der Pflege zu begegnen. Die Hälfte glaubt, der Einsatz digitaler Technologien führe zu mehr Zeitdruck. 85 Prozent fürchten, dass sie bei der Arbeit mehr kontrolliert werden. „Digitalisierung kann in der Pflege entlasten“, betonte Melzer. Zeitersparnis dürfe aber nicht mit Zusatzaufgaben kompensiert werden.
Die Pflegewirtin Swantje Seismann-Petersen von der Universität zu Lübeck stellte eine Umfrage unter rund 700 Pflegekräften in Krankenhäusern in Schleswig-Holstein und Hamburg vor. 86 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, dass sie sich als Pflegende mit digitaler Technik auseinandersetzen müssen. „Aber viele fürchten, dass mit einer erhöhten Anwendung digitaler Technologie ihre Kompetenzen sinken, weil die Technik mehr und mehr Aufgaben übernimmt“, sagte Seismann-Petersen. Es brauche deshalb mehr Schulungen und Partizipation von Pflegenden bei der Einführung von digitaler Technik im Krankenhaus, um Ängste zu nehmen.
Jan Zöllick vom Institut für medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft der Charité Berlin sprach ebenfalls über eine Studie, die sich mit der Digitalisierung in der Pflege befasst hat. Die Charité befragte 355 Pflegekräfte zur Verbreitung digitaler Technik an ihrem Arbeitsplatz. Die Forscher fanden heraus, dass viele Geräte wie Sturz-Detektoren oder GPS-Tracker für Demenzkranke bekannt sind. Viele Pflegende würden aber nicht mit ihnen arbeiten, weil es sie in ihren Einrichtungen nicht gibt oder Schulungen fehlen, um sie an die Technik heranzuführen.
Auf der Konferenz ,Zukunft der Pflege‘ im Evangelischen Johannesstift Berlin kamen an zwei Tagen 300 Akteurinnen und Akteure aus Pflegepraxis, Technik und Wissenschaft zusammen. Im Fokus standen die Potenziale der Digitalisierung für die Pflege. Expertinnen und Experten stellten Forschungsprojekte und Lösungen zur Mensch-Technik-Interaktion vor. sd
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