26.04.2022, 13:52 Uhr
Personal

Personalführung im Zeitalter der Generation Diversity

Geschäftsbereichsleiter HR Beckers © rosenbaum nagy unternehmensberatung

Warum erfolgreiche Führung heute auf Verständnis basieren sollte, zeigt Daniel Beckers, Geschäftsbereichsleiter Human Resources bei der rosenbaum nagy unternehmensberatung.

Mit dem Wort Diversität, auf englisch diversity, wird die Verschiedenartigkeit von menschlichen Individuen in einer Gesellschaft oder innerhalb einer Organisation beschrieben. Personen sollen demnach unabhängig von Unterscheidungsmerkmalen wie Alter, Geschlecht und Geschlechtsidentität, ethnischer Herkunft und Nationalität, körperlichen und geistigen Fähigkeiten, Religion und Weltanschauung, sexueller Orientierung und Identität sowie sozialer Herkunft betrachtet werden, was – nur ganz am Rande bemerkt – mittlerweile gemeinhin zu einer Selbstverständlichkeit geworden sein sollte!

In der Sozialwirtschaft ist diese Welt der Vielfalt und Heterogenität schon alleine vom originären Auftrag und Selbstverständnis her seit vielen Jahren Alltag. Nicht nur, weil sich die Branche in ihrem Kerngeschäft mit der (Für-)Sorge beschäftigt, sondern weil insbesondere auch in der Mitarbeiterschaft sozialer Unternehmen unterschiedlichste Generationen, Kulturen, Identitäten, Fähigkeiten und Weltanschauungen aufeinandertreffen.

Diese Unterschiedlichkeit erfolgreich zu managen, ist in der heutigen Zeit eine der zentralen Herausforderungen für Führungskräfte. Wer sie meistern will, muss sich von altgedienten Methoden, wie etwa den klassischen Führungsstilen, verabschieden und anfangen, seine Mitarbeitenden schlicht und einfach zu verstehen. Denn: Das Verständnis ist zu einer der wichtigsten Grundlagen für wirksame und nachhaltige Führung geworden.

Moderne Führung basiert auf Verstehen

Um heutzutage effektiv führen zu können, bedarf es also eines tiefen Verständnisses für die einzelnen Gruppen oder – je nach Größe der Organisation – individuellen Mitarbeitenden. Doch wie erreiche ich ein solches als Leitungskraft? Nachfolgend eine kleine Auswahl an Themen, die im Hinblick auf die Unterschiedlichkeit und mit dem Ziel sich besser zu verstehen,  in einem Unternehmen betrachten werden sollten:

  • Arbeitshaltung und Karriereverständnis

Leben die Mitarbeitenden um zu arbeiten, oder arbeiten sie um zu leben? Ist eine Karriere erstrebenswert oder liegt der Fokus auf dem Privatleben?

  • Lebenseinstellung und Werteverständnis

Welche Prägung haben die Mitarbeitenden, beispielsweise durch ihre ethnische oder soziale Herkunft, erhalten? Welches Werteverständnis haben die unterschiedlichen Generationen verinnerlicht?

  • Prägende Erfahrungen und Einflüsse

Welche historischen Erfahrungen und Einflüsse, wie Wirtschaftswunder, Mauerfall, Terrorismus oder Klimaschutz, haben die Mitarbeitenden in ihrer Entwicklung geprägt?

  • Technologienutzung

Welchen Bezug haben die Mitarbeitenden zur neuen Technik, insbesondere in der Arbeitswelt? Wo befinden sie sich auf der Bandbreite von `Paper Natives´ zu `Digital Natives´?

  • Art der Kommunikation

Findet die Kommunikation vorzugsweise Face-to-face oder eher per Messenger und Video-Call statt?

  • Bevorzugte Medien und Werbekanäle

Welche Medien und Werbekanäle nutzen die einzelnen Gruppen? Lesen sie die Tageszeitung oder informieren sie sich per Twitter? Hören sie Radio oder nutzen sie Spotify?

Um auf den hieraus basierenden Erkenntnissen erfolgreich zu managen, bedarf es eines höchst individuellen, adressatengerechten Ansatzes, der die Mitarbeitenden auf den jeweils richtigen Ebenen abholt. Dies erfordert ein hohes Maß an Flexibilität und eine stets offene, wertschätzende und inhaltlich stimmige Kommunikation. Ein Führungsverhalten, dass Führungskräfte – insbesondere älterer Prägung – in vielen Fällen zunächst auch akzeptieren, lernen und verinnerlichen müssen.  

Zusammenarbeit fußt auf Verständnis

Das Führungsverhalten des Managements alleine reicht jedoch bei weitem nicht aus, um den neuen Anforderungen gewachsen zu sein. Auch die verschiedenen Gruppen der Mitarbeitenden und Teams müssen einander besser verstehen lernen und erkennen, welche Vorteile im besseren Verständnis des jeweils Anderen liegen. Beispielhaft können Mitarbeitende der Baby-Boomer-Generation vom frischen Wind der Generation Z profitieren, während letztere aus der Erfahrung und Arbeitsmoral der Baby-Boomer lernen können. Ein solcher Prozess sollte von der Organisation proaktiv angegangen werden, indem Formate für einen Austausch geschaffen werden, die ein besseres Kennen und Verstehen fördern sowie lehren. Eine neue Führungsphilosophie kann sich erfahrungsgemäß nur dann nachhaltig durchsetzen, wenn sie von der Mitarbeiterschaft akzeptiert und gelebt wird.

Chancen durch Neuausrichtung nutzen

Das Zeitalter der Generation Diversity bringt eine völlig neue Anspruchshaltung mit sich, nicht nur hinsichtlich der Personalführung. Auch Strategien, Prozesse und Strukturen müssen zur heutigen Zeit passen und alles in allem wesentlich individueller, flexibler und digitalisierter denn je zuvor sein. Eine Neuausrichtung des gesamten Personalmanagements ist also unumgänglich und sollte schnellstmöglich angegangen werden. Nur so kann verhindert werden, dass man von der Entwicklung überholt und als Arbeitgeber unattraktiv wird. Um sich im zugehörigen Change-Prozess mit den richtigen sowie wichtigen Themen auseinanderzusetzen und diesen in einem festgelegten zeitlichen Rahmen erfolgreich zum Ziel zu steuern, sollte man unbedingt auf professionelle Unterstützung setzen.

In der Diversität und der damit einhergehenden Veränderung liegen eine Vielzahl an Herausforderungen, aber vor allen Dingen auch enorme Potenziale für jedes Unternehmen, die es zu nutzen gilt. Unterschiedlichkeit bedeutet schließlich immer auch eine Vielzahl von Blickwinkeln, aus denen neue Ideen, ein moderneres Selbstverständnis und ein besseres Miteinander entstehen können. Individuelle Personalführung auf der Basis von Verständnis, ist nur der erste Schritt auf einem neuen Weg.

Der Autor:

Daniel Beckers ist Geschäftsbereichsleiter HR bei der rosenbaum nagy unternehmensberatung

beckers(at)rosenbaum-nagy.de

Die rosenbaum nagy unternehmensberatung unterstützt die Veröffentlichung und Verbreitung dieses Beitrags.