Frauenhäuser

Caritas Berlin will hilfesuchende Frauen direkt aufnehmen

Caritas-Frauenhausleiterin Gabriele Kriegs © Angela Kroell

Der Berliner Senat plant eine zentrale Stelle zur Verteilung gewaltbetroffener Frauen auf Frauenhäuser und Zufluchtswohnungen. Für einige sei das lebensbedrohlich, kritisiert Frauenhaus-Leiterin Gabriele Kriegs.

  • Die Caritas Berlin kritisiert die vom Senat geplante Clearingstelle.
  • Der Träger fordert eine dezentrale und unbürokratische Aufnahme gewaltbetroffener Frauen in Schutzeinrichtungen.
  • Ein potentieller Träger der Clearingstelle sollte zudem keine eigenen Frauenhäuser betreiben, warnt Frauenhaus-Chefin Kriegs.

Die Caritas Berlin kritisiert die geplante Aufnahme hilfesuchender Frauen über eine zentrale Clearingstelle. Das geht hervor aus einer Pressemitteilung des Praxisrats der Berliner Frauenprojekte, in dem auch die Leiterin des Caritas-Frauenhauses Gabriele Kriegs vertreten ist. „Ein reglementierter Zugang in Schutzeinrichtungen ist kein niedrigschwelliger Gewaltschutz“, sagt sie. 

Frauen sollten die Wahl haben

Aus Sicherheitsgründen müssten gewaltbetroffene Frauen die Möglichkeit haben, mit ihren Kindern ohne Umwege direkt in ein Frauenhaus einzuziehen, sagt die Frauenhaus-Chefin. „Es gibt Personen, für die eine ausschließlich zentrale Vermittlung lebensgefährlich wäre“, sagt Kriegs.

Mehr Plätze und unabhängiger Träger

Weiter hält Kriegs das Platzkontingent der Clearingstelle für zu klein. 15 Plätze für ganz Berlin seien zu wenig, kritisiert die Frauenhaus-Chefin. Außerdem sei die Trägerschaft nicht geklärt. Die geplante Einrichtung sollte ein Träger übernehmen, der kein Frauenhaus betreibt, fordert Kriegs. „Die Clearingstelle muss unabhängig von Belegungsanfordernissen arbeiten können“, sagt die Frauenhausleiterin.

AWO in der Kritik

Kleinere Träger dürften nicht vom Wohlwollen eines großen Wohlfahrtsverbandes, dem jederzeit unterstellt werden kann, sich zunächst selber zu bedienen, abhängig werden. Zuletzt geriet die AWO bei anderen Trägern in die Kritik, weil sie das Monopol der nächtlichen Notfallfürsorge für Berlin übernahm und betroffene Frauen ausschließlich an AWO-geführte Frauenhäuser verwiesen haben soll.

Die Caritas Berlin betreibt ein Frauenhaus mit elf Mitarbeiterinnen. Mit Projekten der Straffälligenhilfe, der Schwangerschafts- und Anti-Gewaltberatung sowie der Familienberatung konnte der Träger im Jahr 2019 rund 6.500 verschiedenen Frauen und Familien in Berlin helfen. Insgesamt beschäftigt der Caritasverband in allen Diensten und Einrichtungen der Regionen Berlin, Brandenburg und Vorpommern rund 800 Mitarbeitende. mb