Raumgestaltung

Freiheiten lassen

Berater Effert, Neumann © Rosenbaum Nagy

Auch Beraterfirmen müssen kluge Köpfe rekrutieren. Carsten Effert und Dominique Neumann erklären, wie das Unternehmen Rosenbaum Nagy mit flexiblen Arbeitszeiten und Räumen für kreatives Arbeiten Mitarbeitende bindet.

Der Fachkräftemangel betrifft zunehmend auch die Dienstleister in der Sozialwirtschaft. So stehen zum Beispiel auch Beratungsunternehmen vor der großen Herausforderung, qualifiziertes Personal für sich zu gewinnen. Doch was unternehmen die, die eigentlich immer wissen, wie es geht, oder dies zumindest vorgeben?

Monetäre Anreize reichen nicht mehr

Dazu muss man wissen, dass sich seit geraumer Zeit ein grundlegender Paradigmenwechsel im Berufsbild des Beraters oder der Beraterin vollzieht. So sind externe Berater zunehmend als ausgewiesene Fach- und Branchenexperten gefragt, die auf Augenhöhe die Auftraggeber passgenau beraten und eng begleiten. Gleichzeitig gilt es, das Berufsbild Berater mit neuen Werten und Anreizen zu füllen. Diese Anreize sollen das teilweise unvermeidliche größere Arbeitspensum kompensieren. Früher waren das vor allem attraktive Vergütungen und variable leistungsorientierte Gehaltskomponenten. In einem sich gesellschaftlich verändernden Wertegefüge, in dem nicht nur die Generation Y und Z die Sinnfrage immer lauter stellen, verlieren solche Anreize jedoch zunehmend an Bedeutung. Wichtiger als monetäre Anreize werden Aspekte, die eine flexible und in vielerlei Hinsicht selbstbestimmte Arbeitswelt ermöglichen.

Veränderung beginnt bei der Struktur

Für die Beratungsgesellschaften geht es also um nichts Geringeres als sich neu zu erfinden. Auch die Rosenbaum Nagy Unternehmensberatung befindet sich in einem solch weitreichenden Veränderungsprozess. Mit dem neuen Markenclaim #besserwerden hat sich das Unternehmen aufgemacht, die Firma neu zu denken und zu gestalten.

Dieser Veränderungsprozess setzt dabei nicht unmittelbar bei den Mitarbeitenden an, die sich ändern sollen, sondern bei den Strukturen und Organisationsprozessen. Die Mitarbeitenden sind bei der Erarbeitung jedoch unmittelbar beteiligt und involviert. Die bisher erzielten Ergebnisse mögen auf den ersten Blick fast profan erscheinen. Dabei sind es oft die vermeintlich einfachen Dingen, die angepackt und verändert werden müssen – zumal sich die notwendige Umsetzung häufig weder als profan noch einfach erweist.

Drei große Themen hat Rosenbaum Nagy bisher umgesetzt:

1. Ort und Zeit flexibel einteilen

Das Projektgeschäft fordert seit jeher eine große zeitliche und räumliche Flexibilität in der Arbeit. Rosenbaum Nagy hat Beschäftigten deshalb schon vor geraumer Zeit die Möglichkeit gegeben, Arbeitszeit und -ort frei zu wählen – sofern erforderliche Termine mit Kunden und Kollegen dies erlauben. Mitarbeitende können so ihre Arbeitszeit flexibler einteilen und Beruf und Familie leichter vereinen.

2. Videokonferenz statt Bahnfahrt

Möglich wurde diese große Freiheit unter anderem mithilfe entsprechender technischer Unterstützung. Die Umstellung auf Office365, Cloud-Computing, Videokonferenzen sowie Computertelefonie sind Voraussetzungen für die Abschaffung starrer Arbeitszeiten und -orte.

Dies wirkt sich auch positiv auf das Reisen aus. Zwar lässt sich das Reisen im Beratungsgeschäft nie vermeiden und ist sogar Kernbestandteil der Arbeit. Teilweise lassen sich lange Fahrten mittels Videotelefonie jedoch reduzieren.

3. Offene Räume fördern Kreativität

Inzwischen hat die Beraterfirma auch die Büroräume komplett umgestaltet. Anstatt an festen Arbeitsplätzen arbeiten die Beschäftigten nun je nach Anforderung in verschiedenen Büro-Arealen. Neben Ruhezonen und Besprechungsräumen hat das Unternehmen einen völlig neuen Bereich mit einem Kreativraum für kommunikatives und kreatives Arbeiten geschaffen. Dort können Workshops, Open-Space- und Innovationsformate stattfinden. Das schafft nicht nur neuen kreativen Raum, sondern fördert auch die Zusammenarbeit mit Kunden.

Neue Konzepte brauchen Zeit

Weder die technische noch die räumliche Umstellung verlief komplett konfliktfrei. Obwohl der Job des Beraters eine gewisse Flexibilität erfordert, hatten Mitarbeitende die Tendenz, auf Altbekanntem zu beharren. Einigen fiel es zunächst schwer, ihren eigenen Arbeitsplatz zugunsten flexibler Modelle aufzugeben. Es dauerte einige Zeit, bis sich Konzepte wie die ‚Clean-Desk-Policy‘, nach der jeder Mitarbeitende seinen Arbeitsplatz komplett leer hinterlassen muss, und das papierlose Büro durchgesetzt hatten. Mittlerweile haben die Mitarbeitenden das neue Bürokonzept nicht nur verinnerlicht, sondern erleben die Veränderung auch als Mehrwert. Hierzu zählen unter anderem die Möglichkeiten, flexibel und projektbezogen in unterschiedlichen Teamkonstellationen zusammenzuarbeiten, innovative Moderations- und Kreativtechniken im Kreativraum zu erproben und neue digitale Lösungen anzuwenden.

Chancen für persönliche Entwicklung

Dadurch hat sich nicht nur die Arbeitsweise verändert, auch das Teamgefühl ist positiver. Die Motivation, Neues zu erproben und sich über das Altbewährte hinaus auszuprobieren, ist bei allen Beschäftigten gestiegen. Hiervon profitieren nicht nur die Kunden, sondern auch die Berater, die große Motivation aus diesen persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten ziehen.

Diese Erkenntnisse lassen sich übertragen. Auch in vermeintlich starren Unternehmens- und Organisationsformen kann die Flexibilisierung von Arbeitsmodellen, die Neugestaltung von Arbeitsräumen und ein Neudenken von Teamstrukturen Arbeitsplätze attraktiver machen – auch wenn es in stationären Settings natürlich Grenzen gibt. Unternehmen brauchen neben dem Mut zur Veränderung auch Kreativität und Innovationskraft, um dies umzusetzen.

Die Autoren

Carsten Effert und Dominique Neumann arbeiten als Berater bei der Unternehmensberatung Rosenbaum Nagy.
effert(at)rosenbaum-nagy.de
neumann(at)rosenbaum-nagy.de