Risikomanagement

Wettbewerbsfähigkeit mit Wachstum sichern

Referentin Weiß © Thekla Ehling / Alexianer

Die Alexianer haben das Evangelische Krankenhaus Johannisstift Münster übernommen. Helena Weiß, Leiterin Klinisches Qualitätsmanagement, zeigt, worauf bei der Chancenanalyse geachtet wurde.

In Zeiten eines sich wandelnden Gesundheitsmarktes und weitreichender Veränderungen der politischen, gesellschaftlichen und strukturellen Rahmenbedingungen, drohen immer mehr Krankenhausträger in eine wirtschaftliche Schieflage zu geraten.

Risiken vorab bewerten

Ziel der Alexianer ist, als wettbewerbsfähiger, christlicher Träger qualitativ exzellente Versorgung von Patienten, Klienten und Bewohnern im Geist der Alexianer anbieten zu können und so für Patienten und Mitarbeiter attraktiv zu sein. Um diesem Ziel auch langfristig gerecht werden zu können, setzen wir auf Wachstum. Jedes Wachstum, ob durch eine Übernahme von Mehrheitsanteilen oder durch Kooperationen, bringt jedoch neben Chancen immer auch Risiken mit sich. Diese gilt es daher möglichst frühzeitig bereits in der ersten Phase der Akquise zu erkennen und sowohl qualitativ als auch quantitativ zu bewerten.

Das Fundament einer jeden Unternehmensakquise bildet für uns daher eine sogenannte Due-Diligence-Prüfung. Diese analysiert im Wortsinn sorgfältig und gewissenhaft alle extern verfügbaren oder von der Einrichtung zur Verfügung gestellten Informationen. Dazu gehören etwa Versorgungsauftrag, Leistungsgeschehen, Bilanz- und Finanzlage oder Immobilien und Infrastruktur. So können wir die aktuelle wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und insbesondere die künftigen Entwicklungsmöglichkeiten genau bewerten.  Die umfassende Analyse hilft zudem, potentielle Übernahmegefahren wie zum Beispiel Investitionsstau, bauliche und strukturelle Restriktionen oder unwirtschaftliche Arbeits- und Entscheidungsabläufe frühzeitig zu erkennen.

Synergien schaffen

Aus den Ergebnissen der Analyse leiten wir in einer vorläufigen und vielfältig verwendbaren SWOT-Analyse Stärken und Schwächen sowie Chancen und  Risiken der Einrichtung ab. Das Akronym steht für die englischen Begriffe Strength, Weakness, Opportunities und Threats. Vorläufig ist die Analyse, da wir mit einer möglichen Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen der Alexianer positive Effekte generieren und so auch aus einer vermeintlichen Schwäche gemeinsame Stärken entwickeln können.

Beispielsweise hat das Evangelische Krankenhaus Johannisstift Münster (EVK-Münster) durch seinen deutlich altersmedizinischen Schwerpunkt und entsprechend hohen Anteil geriatrischer Komplexbehandlungen durch die gesetzlichen, strukturellen Mindestvorgaben hohe Vorhaltekosten zu tragen,. . In der Gesamtbetrachtung mit den somatischen Alexianer-Krankenhäusern Clemenshospital und Raphaelsklinik in unmittelbarer Nähe der Klinik, können wir aber weitreichende Synergieeffekte erzielen. Im Zusammenspiel mit dem speziellen Versorgungsauftrag des gerontopsychiatrischen Bereiches des Alexianer-Krankenhauses Münster können wir zudem das Angebot für ältere Patienten in der Region ausbauen, verbessern und attraktiver gestalten. Potentiell können wir so die Leistungen in der Region insgesamt steigern. Dienstleister im Alexianer-Konzern können  hohe Kosten in den tertiären Bereichen wie Küche und Wäscheversorgung des Evangelischen Krankenhauses vermindern, indem sie Leistungen übernehmen.

Christlichen Geist beibehalten

Ein weiterer wesentlicher Faktor ist, ob die neue Einrichtung zum Geist der Alexianer passt. Denn die Alexianer gehen immer mit der Absicht in Fusions- und Kooperationsgespräche, dass die Einrichtung das jeweilige Leitbild und die Spiritualität der bisherigen Träger weiterführen kann.

So wird beispielsweise auch das Profil des EVK-Münster samt der evangelischen Krankenhausseelsorge einen festen Platz im Angebotsspektrum der Alexianer haben. ‚Im Notwendigen die Einheit. Im Zweifel die Freiheit. In allem die Liebe.‛ Ein Leitspruch der Alexianer, der einerseits die Vorteile zentraler Strukturen anerkennt, andererseits Vielfalt bewusst zulässt und Rückhalt durch regionale Verbundenheit hoch bewertet.

Die Autorin:

Helena Weiß ist Leiterin des Referats Klinisches Qualitätsmanagement bei den Alexianern.

H.Weiss(at)Alexianer.de