Kooperation

Mit Kommunen zusammenarbeiten

Träger und Kommunen haben oft gemeinsame Ziele. Die Aktion Mensch hat untersucht, wie die Kooperation zwischen beiden Akteuren zu mehr Inklusion führt.

Kommunen und soziale Träger stehen vor gleichen Herausforderungen. Sie müssen einen Weg finden, Demokratie zu stärken, die davon lebt, dass alle mitmachen und mitbestimmen können. Die Teilhabe aller Menschen an Gesellschaft und Politik ist ein Prozess, der Zeit und Ressourcen benötigt. Wenn Verwaltung und Träger diese Herausforderung gemeinsam in einem Netzwerk angehen, bündeln sie ihre Kräfte und sind damit wirkungsvoller. Damit ein solches Netzwerk erfolgreich sein kann, müssen hauptamtliche Netzwerkkoordinatorinnen und -koordinatoren es organisieren und steuern.

Modellkommunen bringen Inklusion voran

‚Kommune Inklusiv’ ist eine Initiative der Aktion Mensch, die in den fünf ausgewählten Modellkommunen Rostock, Schneverdingen in Niedersachsen, der Verbandsgemeinde Nieder-Olm in Rheinland-Pfalz, Schwäbisch Gmünd sowie Erlangen Inklusion voranbringen möchte. Bisherige Erfahrungen zeigen, dass es für mehr Inklusion in einer Kommune Partner aus allen Gesellschaftsbereichen braucht, die in einem inklusiven Netzwerk zusammenarbeiten. Inklusion kann nur vor Ort gelingen, wo Menschen einander begegnen. Außerdem ist für den Erfolg von Inklusion entscheidend, dass Kommunen eine positive Haltung zu diesem Thema verankern. Erfolg haben kann ein Inklusionsprojekt nur, wenn die Kommunalverwaltung aktiv mitarbeitet, wenn sie umdenkt und Inklusion als einen gewinnbringenden Prozess für alle ansieht.

Das Ziel von ,Kommune Inklusiv‘ ist, dass es allen Menschen in einer Stadt oder Gemeinde am Ende besser geht. Eine Bedingung für das Erreichen dieses Ziels ist Partizipation. Die Menschen vor Ort müssen erreicht und aktiv in alle Schritte einbezogen werden. Sie müssen das Projekt mitentwickeln und mitentscheiden. Es beginnt damit, dass sie gemeinsam Barrieren identifizieren und abbauen. Es geht weiter mit dem Empowerment aller Akteure, damit alle gleichermaßen in der Lage sind, sich einzubringen. Und schließlich ist eine stetige Aktivierung notwendig, um das Interesse an der Mitwirkung wachzuhalten. Ideal ist eine kooperative Projektplanung von Anfang an. Der Weg der echten Partizipation ist lang und bisweilen auch anstrengend. Doch die bisherige Erfahrung zeigt: Es lohnt sich immer. Denn am Ende stehen alle Beteiligten gemeinsam hinter dem Projekt: Bürgerinnen und Bürger, Träger und die kommunale Verwaltung.

Probleme auf kurzen Dienstweg klären

In den Modellkommunen funktioniert das Kräftebündeln gut. So sitzen zum Beispiel die Netzwerkkoordinatorinnen und -koordinatoren der Lebenshilfe in Schneverdingen und des Vereins zur Förderung der Inklusion in Schwäbisch Gmünd im Gebäude der Stadtverwaltung. Fragen und Probleme können sie so auf dem kurzen Dienstweg klären. Im besten Fall tragen die Verwaltungsmitarbeitenden die Anliegen weiter, so wie in der Modellkommune Schneverdingen. Dort bringt die Bürgermeisterin das Thema Inklusion in ihre verschiedenen Ämter ein. Ihr ist wichtig, dass die Beschäftigten im Rathaus Inklusion immer mitdenken.

In allen Modellkommunen beteiligt sich die Stadt an der Finanzierung des Projekts. Den Großteil der Kosten für die Koordination und die Maßnahmen vor Ort erbringen allerdings die sozialen Träger mittels einer Förderung durch die Aktion Mensch sowie aus Eigenmitteln. Einer der Erfolgsfaktoren von Kommune Inklusiv ist die trisektorale Zusammenarbeit von Akteuren aus unterschiedlichen zivilgesellschaftlichen Bereichen, aus der Wirtschaft und aus der Kommunalverwaltung. In allen Modellkommunen findet die Vernetzung über die Behindertenhilfe hinaus statt.

Das Thema Nachhaltigkeit ist in allen Modellkommunen spätestens seit der Halbzeit des Projekts in den Fokus gerückt. Es ist deutlich geworden, dass zur dauerhaften Verankerung des Projekts vor Ort vermehrt an und mit den Strukturen gearbeitet werden muss. Die konkrete Ausgestaltung ist unterschiedlich. Beispiele sind die Gründung eines Inklusions- beziehungsweise Teilhabebeirats, eine Verankerung der Aktivitäten über kommunale Strukturen und in der Verwaltung, die gemeinsame Erarbeitung einer kommunalen Inklusionsstrategie oder eine weitere Verstärkung der Vernetzung. Auch hierbei ist die konsequente Einbindung von Betroffenen und Ehrenamtlichen grundlegend, um an den Bedarfen der Zielgruppe orientiert zu planen.

Prozess laufend nachbessern

Die Teilnehmenden an den Maßnahmen sehen darin einen hohen Nutzen. Besonders in den kleineren Kommunen hat Kommune Inklusiv einen hohen Bekanntheits- und Befürwortungsgrad in der Bevölkerung. Die Aktion Mensch lässt das fünfjährige Projekt wissenschaftlich durch das Institut für Sonderpädagogik der Goethe Universität Frankfurt sowie das Institut für Erziehungswissenschaft der Philipps Universität Marburg begleiten. Die Forscherinnen und Forscher spielen Zwischenergebnisse und Impulse in das Projekt zurück und helfen bei der stetigen Reflexion. So können die Modellkommunen im laufenden Prozess nachbessern. Doch auch ohne eine wissenschaftliche Begleitung lassen sich die Fragen im Netzwerk angehen. Zu empfehlen sind hier regelmäßige Reflexionsrunden mit einem kritischen Blick auf die bisherige Netzwerkarbeit.

Inklusion ist ein langer Prozess. Ein Modellvorhaben wie ,Kommune Inklusiv‘ schafft dafür Ansätze und setzt Impulse. Wenn Träger, Kommunalverwaltung und Partnerinnen und Partner aus vielen verschiedenen Lebensbereichen diese Ansätze aber berücksichtigen und bearbeiten, entsteht ein Mehrwert für alle Menschen. Dies kann gesellschaftliche Einstellungen, politische Praxis und soziales Miteinander nach und nach zum Positiven verändern.

Die Autorin:

Carolina Zibell ist Verantwortliche für Inklusionsstrategie und Innovation bei der Aktion Mensch.

carolina.zibell@aktion-mensch.de